Erklärung von Pro Nordhessen e.V. zur documenta
 

Die documenta fifteen endet am 25. September 2022 und sorgte für ein neues Maß an konträren Auseinandersetzungen. Medial begleitet, kamen extrem unterschiedliche Po-sitionen zu Wort, Forderungen wurden eingebracht – bis hin zum Abbruch –, und selbst der Fortbestand dieser Weltkunstschau wurde infrage gestellt.

Der Vorstand von Pro Nordhessen e.V. steht ebenso fest hinter der grundgesetzlich garantierten Kunstfreiheit wie er jede Form von Antisemitismus ablehnt. Er sieht sich aber auch in der Pflicht, ein klares Bekenntnis zur documenta und zu Kassel als Austra-gungsort abzugeben. Die documenta gilt als weltweit wichtigste Ausstellung zeitgenössi-scher Kunst und ist durch ihre Entstehungsgeschichte und Weiterentwicklung untrenn-bar mit Kassel verbunden. Die documenta ist Leuchtturm und fester Bestandteil der Kulturlandschaft Nordhessens, ihre Strahlkraft reicht tief in die Gesellschaft sowie in Wirtschaft und Wissenschaft hinein.

Der Vorstand von Pro Nordhessen e.V. will sich nicht zur kuratorischen Ausrichtung oder zu einzelnen künstlerischen Beiträgen der documenta fifteen äußern. Er bittet aber um eine von Besonnenheit und Verantwortung getragene sachliche Aufarbeitung der den erhobenen Vorwürfen zu Grunde liegenden Vorgänge und erhofft von den beteilig-ten Gremien zielführende Schlüsse für eine gesicherte Zukunft der documenta.

Kontroversen zu entfachen, gehört zum Wesen von Kunst und ist Gegenstand einer demokratischen Debattenkultur. Kunst ist gesellschaftspolitisch, polarisiert, bewirkt und verändert. Dabei unterliegt die Wahrnehmung des Grundrechts der Kunstfreiheit vor dem Hintergrund persönlicher Verantwortlichkeit zu Recht nur den verfassungsimma-nenten Schranken, innerhalb welcher die Grundrechte Dritter zu beachten sind.

Dieses Wesen von Kunst gilt es zu schützen. Aufgabe von Politik ist es, dieses auch weiterhin zu ermöglichen, auch als documenta und insbesondere auch in Kassel. Daher appelliert der Vorstand von Pro Nordhessen e.V. an die verantwortlichen Kräfte, bei Wahrung der Unabhängigkeit von kuratorischem und künstlerischem Schaffen stabile Strukturen herzustellen und zur Sicherung von Kassel als documenta-Standort die Ge-sellschaftsanteile der Stadt Kassel unverändert zu belassen.

Kassel, den 21. September 2022     

   
Dr. Jürgen Spalckhaver
Vorsitzender

Kontakt für Presse:
Markus Exner
Geschäftsführer Pro NORDHESSEN e.V.
Telefon: +49 (0) 561 97062-207     E-Mail: markus.exner@regionnordhessen.de